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Peter Staengle und Hubert Habig: »Himmelfahrt und ein Konterfei ohne Nase«. Jean Paul in Heidelberg
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyAls Jean Paul im Sommer 1817 mehrere Wochen in Heidelberg verbrachte, war es der Besuch eines Superstars. Das städtische Bürgertum riß sich um den berühmten Mann, Studenten feierten ihn trotz strengsten Verbots mit einem Fackelzug, die Universität verlieh ihm den Ehrendoktor, es gab romantische Neckarfahrten, gesellige Ausflüge, alkoholgesättigte Einladungen und mancherlei Amouröses. Der Dichter kam wieder mit Hegel zusammen, schloß zahlreiche neue Freundschaften und begegnete Ludwig Uhland und Ludwig Tieck. Heidelberg erlebte einen Hype.
Uwe Jochum: »Zwischen Google und Kultur«. Die Bibliotheken im Informationszeitalter
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyWer heutzutage eine Bibliothek betritt, wird auf Personal und ein architektonisches Ensemble treffen, die ihm deutlich machen, daß er sich in einer modernen Informationseinrichtung befindet, die die Herausforderung durch Google angenommen hat: Informationen und Wissen sollen so schnell wie möglich und am besten digital übers Internet zur Verfügung gestellt werden. Um das zu tun, wird der Raum der Bibliothek von einem Speicherplatz für Bücher aus Papier zu einem offenen Sozialraum für internetzentrierte Aktivitäten umgestaltet, in denen sich Arbeit, Studium und Freizeit auf einer neuen medialen Basis miteinander verbinden sollen.
Thomas Schmidt: »Tunnel und Turm«. Das Literaturland Baden-Württemberg
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyDer deutsche Südwesten ist eine einzigartige literarische Landschaft. Fast einhundert Museen und Gedenkstätten erzählen hier die facettenreiche Geschichte der Literatur vom Mittelalter bis hinein in die Gegenwart. Dichter und Philosophen von Weltruf, aber auch Autoren von heute eher regionaler Bekanntheit haben zwischen Heidelberg und Konstanz, zwischen Freiburg und Ulm durch ihr Wirken und ihre Texte Spuren hinterlassen, die durch eine Vielfalt von Ausstellungen lesbar gemacht werden. Diese zahlreichen literarischen Orte zeichnen eine eigene Landkarte: Jede einzelne Ausstellung – sei es die von einem Verein gestaltete Liebhabervitrine oder die multimediale Präsentation literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse – öffnet eine Pforte in das Literaturland Baden-Württemberg.
Franz Maciejewski: »Der Erinnerungskünstler«. Eine literarische Fantasie um Marcel Proust
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyIn einer kühn mäandernden Erzählung um die Unverfügbarkeit künstlerischen Gelingens übermalt Franz Maciejewski Szenen von Prousts verlorener und wiedergefundener Zeit mit poetischen Zeichen eigener Erinnerung. Dabei nimmt er den »Unsterblichen« auf kafkaeske Weise ernst: als einen Gefangenen seines Nachruhms, der im bizarren Kabinett eines Pariser Kulturzentrums angehalten wird, die Schlüsselszene seines Meisterwerks zu wiederholen – das Eintauchen eines Biskuitstücks in eine Tasse Tee als Initialzündung andrängender Erinnerungen.
Jonas Lüscher: »Kraft«
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyRichard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, wird von einem Weggefährten aus Studienzeiten ins Silicon Valley eingeladen, um dort einen Vortrag zu halten, der die Frage beantworten soll, warum alles, was ist, gut ist und wir es dennoch besser machen können. Ausgelobt sind eine Million Dollar – die meint Kraft gebrauchen zu können, denn er will seine derzeitige Ehe beenden und hat vier Kinder finanziell zu versorgen. Das Buch erzählt die wenigen Tage Krafts im Silicon Valley und dessen nicht gerade erfolgreichen Versuche, diesen Vortrag zu erstellen. Dabei werden uns Krafts Gedankengänge und Vergangenheit präsentiert: Ein »zerrissener« Mensch erscheint da, ein Anhänger »alteuropäischer« Ideen, der den bedingungslosen Fortschrittsoptimismus kalifornischer Entrepreneurs meint vertreten zu müssen.
Matinée mit Fabulust: »Östlich der Sonne und westlich des Mondes«
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyMit Märchen, Klang und Bildern tauchen Sie ein in die mystische Welt eines Märchens für Erwachsene. Die Liebe zum Wahren und der Hang zum Wunderbaren ist allen Märchen eigen. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise „Östlich der Sonne und westlich des Mondes“, umrahmt von mittelalterlichen Gesängen und Instrumentalstücken. Irmela Kopp als Erzählerin und Bernadette Pack (Gesang, Shruti-Box und Organetto) treten seit Juli 2013 gemeinsam unter dem Namen FabuLust mit Märchen und Liedern auf und stimmen die Auswahl der Musikstücke und der Märchen aufeinander ab. Musik kann in die Welt der Märchen einführen, die Stimmung der Märchen aufnehmen, aber auch kommentieren. Als Gast: Annette Seiler (Cello).
Jürgen Lodemann: »Gegen Drachen. Reden eines Freibürgers«
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyJürgen Lodemanns feuriges Drachenbuch versammelt unter der Parole von 1848 – trotz alledem und in bester republikanischer Tradition – herzhaft-kämpferische Reden, die der Autor in Universitäten, vor und in Rathäusern oder vor Atomkraftwerken gehalten hat. Reden gegen Gier und Schwindel bei Stuttgart 21, gegen den neu-alten Nationalwahn, gegen folgenreiches Versagen von Germanisten (Fälschung des Nibelungenlieds), Geologen, Atomexperten und Bahnfachleuten.
Franz Maciejewski: »Seit ein Gespräch wir sind …«. Paul Celan und Martin Heidegger in Todtnauberg
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyAm 25. Juli 1967 – nach einer Lesung des Dichters im Freiburger Auditorium maximum am Vortage – kam es in Todtnauberg zur ersten persönlichen Begegnung von Paul Celan und Martin Heidegger. Anläßlich des 50sten Jahrestages vergegenwärtigt Franz Maciejewski mit seinem poetischen Text Fahrt durchs Gebirg, geschrieben in der Weise des sich erinnernden Dichters und ihm zum Gedächtnis, jenes ebenso epochale wie beklemmende Treffen. Zur Diskussion gestellt werden begleitend die Referenzpunkte der den Text prägenden Semantik, ein engmaschiges Netz intertextueller Bezüge zu Autoren wie Büchner, Kafka, Benjamin, Adorno.
Vernissage und Hoffest: »Hänsel und Gretel umarmen Schneewittchen«
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyProgramm Begrüßung Barbara Schulz (Museum Haus Cajeth) / Grußwort Dr. Andrea Edel (Leiterin des Kulturamts und des Projekts UNESCO City of Literature Heidelberg) / Märchenwaldinstallation im Hof: Prof. Iris-Susan Fäth mit Projektteam Hochschule Mainz / Gedankenspielereien zur literarischen Gattung „Märchen“: Dr. Matthias Wermke (Vorsitzender des Freundeskreises Literaturhaus Heidelberg e.V.) / Märchenhaft musikalische Intermezzi: Manuela Weiss, Klavier und Drehorgel.
Rolf-Bernhard Essig: Wer klagt an? »J’Accuse …!« und die Geburtsstunde der Intellektuellen
Antiquariat Hatry Haupstraße 119, Heidelberg, GermanyBösartige Karikaturen, Hetze und Verleumdungen in den Medien, wütende Großdemonstrationen, politischer Kampf bis hin zu Tätlichkeiten und Anschlägen, eine extrem polarisierte Öffentlichkeit. Das kommt uns bekannt vor und prägte doch schon vor etwa 120 Jahren das Frankreich der Affäre Dreyfus. Mittendrin Émile Zola (1840–1902), erfolgreicher und bewunderter Autor. Sein Engagement für den auf die Teufelsinsel verbannten Generalstäbler Alfred Dreyfus (1859–1935), vor allem sein Offener Brief »J’Accuse …!« verändern nicht nur sein Leben, sondern das politische Leben bis heute. Damals entstehen das Wort und das Konzept des Intellektuellen; damals kommt es auch schon zu Verteufelungen, Heiligenlegenden und zu einem folgenreichen Sündenfall dieser Form geistiger und politischer Existenz.
Jörg Riecke: Luther, die Bibelübersetzung und die deutsche Sprache
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyIn der deutschen Sprachgeschichte gibt es kaum einen anderen Autor, dessen sprachliches Wirken so eng mit der deutschen Sprache verknüpft wurde, wie dies für Martin Luther der Fall ist. Von Anfang an wurde das Sprachereignis Luther zum Inbegriff deutscher Kultur, gar zum Geburtsereignis der Sprache selbst überhöht, sein Stil von den einen nachgeahmt, von den anderen verhöhnt. Luther zwingt zur Positionierung, offensichtlich auch in der Sprachwissenschaft. Im Mittelpunkt der Argumentationen steht immer wieder die Bibel, als wichtigstes Übersetzungswerk Luthers. Sie ist jedoch nur eine, wenngleich herausgehobene Textsorte im Wirken des Reformators.
Kirschblüten und Brautgewand – ein lyrischer Brückenschlag zwischen Orient und Okzident
Haus Cajeth Haspelgasse 12, Heidelberg, GermanyEllen Althaus-Rojas und Studierende des Internationalen Studienzentrums der Universität Heidelberg gestalten einen lyrischen Brückenschlag zwischen Ost und West der ganz besonderen Art. Der Präsentation voran geht eine kurze Einführung in die traditionelle japanische Gedichtform des Haikus von dem Haiku-Experten Klaus-Dieter Wirth, Mitglied im Vorstand der Deutschen Haiku-Gesellschaft.