Dirk Sang­meis­ter: Johann Gott­fried Seu­mes Auto­bio­gra­phie »Mein Leben«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Der Schrift­stel­ler Johann Gott­fried Seu­me (1763–1810) ist durch sei­nen Spa­zier­gang nach Syra­kus in die deut­sche Lite­ra­tur­ge­schich­te ein­ge­gan­gen, war aber schon zu Leb­zei­ten berühmt wegen sei­ner aben­teu­er­li­chen Schick­sa­le, die ihn bereits in jun­gen Jah­ren unfrei­wil­lig nach Ame­ri­ka ver­schla­gen hat­ten. Seu­mes Auto­bio­gra­phie Mein Leben war nie voll­stän­dig und im ori­gi­na­len Wort­laut ver­öf­fent­licht wor­den. Der Leip­zi­ger Ver­le­ger Göschen hat­te das hin­ter­las­se­ne Manu­skript sei­nes früh ver­stor­be­nen Freun­des aus Furcht vor der Zen­sur gekürzt und geän­dert, ehe er es 1813 publi­zier­te.

Micha­el Busel­mei­er und Hans-Mar­­tin Mumm: »Herr­mann Bud­den­sieg 1893–1976. Hei­del­ber­ger Dich­ter und Mitt­ler zwi­schen Ost und West«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Herr­mann Bud­den­siegs ers­te Gedich­te erschie­nen nach 1945: »Neckar« (1946) und »Hym­nen an die Göt­ter Grie­chen­lands« (1947). Gebo­ren in Eisen­ach, schloss er 1920 in Hei­del­berg sein Stu­di­um mit einer Arbeit über den Früh­kom­mu­nis­ten Wil­helm Weit­ling ab. In der Wei­ma­rer Zeit rück­te er nach rechts, mach­te aber 1933 kei­ne Kar­rie­re. 1943 zog er nach Zie­gel­hau­sen. Für sei­ne Nach­dich­tung des pol­ni­schen Natio­nal­epos »Pan Tade­usz« von Adam Mickie­wicz (1963) wur­de er in Ost und West geehrt.

Rein­hard Horow­ski: »Höl­der­lin war nicht ver­rückt«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Höl­der­lin, so die sen­sa­tio­nel­le Sum­me der Streit­schrift des Phar­ma­ko­lo­gen Rein­hard Horow­ski, war nicht – wie Psych­ia­ter bis heu­te behaup­ten und Höl­der­lin­phi­lo­lo­gen trans­por­tie­ren – schi­zo­phren. Horow­skis Recher­chen zufol­ge ist der Dich­ter im Tübin­ger ›Cli­ni­cum‹ von Fer­di­nand Auten­rieth mit Kalomel (Queck­sil­ber2-Dichlo­rid) über­do­siert, bar­ba­risch fehl­me­di­ka­men­tiert und also dau­er­haft ver­gif­tet wor­den.

Hans Jür­gen Herin­ger: »Kein Bock auf Pfer­de­fuß? – Merk­wür­di­ges zur deut­schen Idio­ma­tik«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Im Deut­schen wim­melt es nur so von fes­ten Wen­dun­gen. Sie gehö­ren zum selbst­ver­ständ­li­chen Inven­tar unse­res all­täg­li­chen Kom­mu­ni­zie­rens und sind den Deutsch­ler­nern ein Graus: Idio­me. Da schie­ßen plötz­lich Pal­men aus dem Boden unse­res Wort­schat­zes, auf die einer getrie­ben wird, und Pudel ent­hül­len wie Pfir­si­che ihren Kern. Wie bit­te? Das Pro­blem dabei: Die Bedeu­tung sol­cher Idio­me, zu denen auch die deutsch­spra­chi­ge Lite­ra­tur reich­lich bei­steu­ert, las­sen sich aus den Bedeu­tun­gen ihrer Ein­zel­wör­ter nicht erschlie­ßen. Ihr Gebrauch reicht an hohe Sprach­kunst her­an, der auch man­cher Mut­ter­sprach­ler nicht immer gewach­sen ist.

Rolf-Bern­hard Essig: »Schlim­me Fin­ger«. Eine Kri­mi­nal­ge­schich­te der Küns­te von Vil­lon bis Bel­trac­chi

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Wer hät­te es gedacht: Die­sel­ben Fin­ger, die wun­der­vol­le Kunst­wer­ke schu­fen, setz­ten eben­so geschickt Pis­to­le, Schwert oder Gift ein. Das Schö­ne und das Grau­sa­me, sie tra­fen nicht sel­ten in der Geschich­te der Küns­te zusam­men. Der Bild­hau­er Veit Stoß fälsch­te Urkun­den. Car­lo Gesu­al­do, der Schöp­fer from­mer Motet­ten, schlach­te­te sei­ne Frau und ihren Gelieb­ten ab. Karl May saß über acht Jah­re im Gefäng­nis wegen Amts­an­ma­ßung, Betrugs und Dieb­stahls. Und der Zeich­ner Arno Fun­ke ali­as Dago­bert ent­warf kunst­vol­le Über­ga­be­ap­pa­ra­te für erpress­tes Geld. Davon erzäh­len in ihrem Buch »Schlim­me Fin­ger« die Bam­ber­ger Autoren Gud­run Schu­ry und Rolf-Bern­hard Essig span­nend wie in einem Kri­mi­nal­ro­man.

Peter Staeng­le und Hubert Habig: »Him­mel­fahrt und ein Kon­ter­fei ohne Nase«. Jean Paul in Hei­del­berg

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Als Jean Paul im Som­mer 1817 meh­re­re Wochen in Hei­del­berg ver­brach­te, war es der Besuch eines Super­stars. Das städ­ti­sche Bür­ger­tum riß sich um den berühm­ten Mann, Stu­den­ten fei­er­ten ihn trotz strengs­ten Ver­bots mit einem Fackel­zug, die Uni­ver­si­tät ver­lieh ihm den Ehren­dok­tor, es gab roman­ti­sche Neckar­fahr­ten, gesel­li­ge Aus­flü­ge, alko­hol­ge­sät­tig­te Ein­la­dun­gen und man­cher­lei Amou­rö­ses. Der Dich­ter kam wie­der mit Hegel zusam­men, schloß zahl­rei­che neue Freund­schaf­ten und begeg­ne­te Lud­wig Uhland und Lud­wig Tieck. Hei­del­berg erleb­te einen Hype.

Uwe Jochum: »Zwi­schen Goog­le und Kul­tur«. Die Biblio­the­ken im Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ter

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Wer heut­zu­ta­ge eine Biblio­thek betritt, wird auf Per­so­nal und ein archi­tek­to­ni­sches Ensem­ble tref­fen, die ihm deut­lich machen, daß er sich in einer moder­nen Infor­ma­ti­ons­ein­rich­tung befin­det, die die Her­aus­for­de­rung durch Goog­le ange­nom­men hat: Infor­ma­tio­nen und Wis­sen sol­len so schnell wie mög­lich und am bes­ten digi­tal übers Inter­net zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Um das zu tun, wird der Raum der Biblio­thek von einem Spei­cher­platz für Bücher aus Papier zu einem offe­nen Sozi­al­raum für inter­net­zen­trier­te Akti­vi­tä­ten umge­stal­tet, in denen sich Arbeit, Stu­di­um und Frei­zeit auf einer neu­en media­len Basis mit­ein­an­der ver­bin­den sol­len.

Tho­mas Schmidt: »Tun­nel und Turm«. Das Lite­ra­tur­land Baden-Wür­t­­te­m­­berg

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Der deut­sche Süd­wes­ten ist eine ein­zig­ar­ti­ge lite­ra­ri­sche Land­schaft. Fast ein­hun­dert Muse­en und Gedenk­stät­ten erzäh­len hier die facet­ten­rei­che Geschich­te der Lite­ra­tur vom Mit­tel­al­ter bis hin­ein in die Gegen­wart. Dich­ter und Phi­lo­so­phen von Welt­ruf, aber auch Autoren von heu­te eher regio­na­ler Bekannt­heit haben zwi­schen Hei­del­berg und Kon­stanz, zwi­schen Frei­burg und Ulm durch ihr Wir­ken und ihre Tex­te Spu­ren hin­ter­las­sen, die durch eine Viel­falt von Aus­stel­lun­gen les­bar gemacht wer­den. Die­se zahl­rei­chen lite­ra­ri­schen Orte zeich­nen eine eige­ne Land­kar­te: Jede ein­zel­ne Aus­stel­lung – sei es die von einem Ver­ein gestal­te­te Lieb­ha­ber­vi­tri­ne oder die mul­ti­me­dia­le Prä­sen­ta­ti­on lite­ra­tur- und kul­tur­wis­sen­schaft­li­cher For­schungs­er­geb­nis­se – öff­net eine Pfor­te in das Lite­ra­tur­land Baden-Würt­tem­berg.

Franz Macie­jew­ski: »Der Erin­ne­rungs­künst­ler«. Eine lite­ra­ri­sche Fan­ta­sie um Mar­cel Proust

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

In einer kühn mäan­dern­den Erzäh­lung um die Unver­füg­bar­keit künst­le­ri­schen Gelin­gens über­malt Franz Macie­jew­ski Sze­nen von Prousts ver­lo­re­ner und wie­der­ge­fun­de­ner Zeit mit poe­ti­schen Zei­chen eige­ner Erin­ne­rung. Dabei nimmt er den »Unsterb­li­chen« auf kaf­ka­es­ke Wei­se ernst: als einen Gefan­ge­nen sei­nes Nach­ruhms, der im bizar­ren Kabi­nett eines Pari­ser Kul­tur­zen­trums ange­hal­ten wird, die Schlüs­sel­sze­ne sei­nes Meis­ter­werks zu wie­der­ho­len – das Ein­tau­chen eines Bis­kuit­stücks in eine Tas­se Tee als Initi­al­zün­dung andrän­gen­der Erin­ne­run­gen.

Jonas Lüscher: »Kraft«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Richard Kraft, Rhe­to­rik­pro­fes­sor in Tübin­gen, wird von einem Weg­ge­fähr­ten aus Stu­di­en­zei­ten ins Sili­con Val­ley ein­ge­la­den, um dort einen Vor­trag zu hal­ten, der die Fra­ge beant­wor­ten soll, war­um alles, was ist, gut ist und wir es den­noch bes­ser machen kön­nen. Aus­ge­lobt sind eine Mil­li­on Dol­lar – die meint Kraft gebrau­chen zu kön­nen, denn er will sei­ne der­zei­ti­ge Ehe been­den und hat vier Kin­der finan­zi­ell zu ver­sor­gen. Das Buch erzählt die weni­gen Tage Krafts im Sili­con Val­ley und des­sen nicht gera­de erfolg­rei­chen Ver­su­che, die­sen Vor­trag zu erstel­len. Dabei wer­den uns Krafts Gedan­ken­gän­ge und Ver­gan­gen­heit prä­sen­tiert: Ein »zer­ris­se­ner« Mensch erscheint da, ein Anhän­ger »alt­eu­ro­päi­scher« Ideen, der den bedin­gungs­lo­sen Fort­schritts­op­ti­mis­mus kali­for­ni­scher Entre­pre­neurs meint ver­tre­ten zu müs­sen.

Mati­née mit Fabu­lust: »Öst­lich der Son­ne und west­lich des Mon­des«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Mit Mär­chen, Klang und Bil­dern tau­chen Sie ein in die mys­ti­sche Welt eines Mär­chens für Erwach­se­ne. Die Lie­be zum Wah­ren und der Hang zum Wun­der­ba­ren ist allen Mär­chen eigen. Las­sen Sie sich mit­neh­men auf eine Rei­se „Öst­lich der Son­ne und west­lich des Mon­des“, umrahmt von mit­tel­al­ter­li­chen Gesän­gen und Instru­men­tal­stü­cken. Irmela Kopp als Erzäh­le­rin und Ber­na­dette Pack (Gesang, Shru­ti-Box und Orga­net­to) tre­ten seit Juli 2013 gemein­sam unter dem Namen Fabu­Lust mit Mär­chen und Lie­dern auf und stim­men die Aus­wahl der Musik­stü­cke und der Mär­chen auf­ein­an­der ab. Musik kann in die Welt der Mär­chen ein­füh­ren, die Stim­mung der Mär­chen auf­neh­men, aber auch kom­men­tie­ren. Als Gast: Annet­te Sei­ler (Cel­lo).

Jür­gen Lode­mann: »Gegen Dra­chen. Reden eines Frei­bür­gers«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Jür­gen Lode­manns feu­ri­ges Dra­chen­buch ver­sam­melt unter der Paro­le von 1848 – trotz alle­dem und in bes­ter repu­bli­ka­ni­scher Tra­di­ti­on – herz­haft-kämp­fe­ri­sche Reden, die der Autor in Uni­ver­si­tä­ten, vor und in Rat­häu­sern oder vor Atom­kraft­wer­ken gehal­ten hat. Reden gegen Gier und Schwin­del bei Stutt­gart 21, gegen den neu-alten Natio­nal­wahn, gegen fol­gen­rei­ches Ver­sa­gen von Ger­ma­nis­ten (Fäl­schung des Nibe­lun­gen­lieds), Geo­lo­gen, Atom­ex­per­ten und Bahn­fach­leu­ten.