Jochen Hörisch: »Schöpft des Dich­ters rei­ne Hand« – Goe­thes Leit­mo­tiv

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Goe­thes Werk kreist, so die The­se des Vor­trags, obses­siv um ein Leit­mo­tiv: das der Hand. Götz von Ber­li­chin­gen mit der eiser­nen Hand, ein Gelehr­ter mit dem tel­ling name Faust, ein tra­gi­scher Held, der Hand an sich legt, weil er kei­ne Aus­sich­ten hat, die Hand einer gelieb­ten Frau zu gewin­nen und mit ihr Hand in Hand durchs Leben zu gehen – nicht nur die­se Figu­ren fra­gen danach, inwie­weit sie ihr Leben selbst in der Hand haben. Die tra­dier­te For­mel, daß »alles« in Got­tes Hand liegt, ver­liert in der Goe­the­zeit an Plau­si­bi­li­tät. Wie Goe­thes Werk dar­auf reagiert, möch­te der Vor­trag erkun­den.

Micha­el Braun und Hans Thill: »Aus Man­gel an Bewei­sen. Deut­sche Lyrik 2008–2018«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Seit nun­mehr 40 Jah­ren beglei­tet das Hei­del­ber­ger Tan­dem Micha­el Braun und Hans Thill die Sze­ne der zeit­ge­nös­si­schen Poe­sie in Deutsch­land. Die jüngs­te von ihnen kom­po­nier­te Lyrik-Antho­lo­gie Aus Man­gel an Bewei­sen (Ver­lag Das Wun­der­horn. 320 Sei­ten) ver­sam­melt mit Tex­ten von rund 100 Autorin­nen und Autoren einen Kanon der deutsch­spra­chi­gen Lyrik des 21. Jahr­hun­derts. Um die Aggre­gat­zu­stän­de der gegen­wär­ti­gen Lyrik ein­zu­fan­gen, folgt sie einer bewähr­ten Maxi­me: »Gedich­te sind nicht zum Träu­men da, son­dern zum Auf­wa­chen.«

Hel­muth Mojem und Gunil­la Eschen­bach: »Der Brief­wech­sel Fried­rich Gun­dolf / Eli­sa­beth Salo­mon (1914–1931)«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Die Lie­bes­be­zie­hung von Ste­fan Geor­ges »Lieb­lings­jün­ger«, dem Hei­del­ber­ger Ger­ma­nis­ten Fried­rich Gun­dolf (1880–1931), zu der so schö­nen wie eman­zi­pier­ten Eli­sa­beth Salo­mon (1893–1958) gilt als zen­tra­les Skan­da­lon des Geor­ge-Krei­ses. Der Brief­wech­sel der bei­den läßt nun eine anrüh­ren­de Innen­sicht ihrer Bezie­hung zu, die sich zwi­schen Hei­del­berg, Ber­lin, Wien und Rom abspiel­te – vor dem Hin­ter­grund von Ers­tem Welt­krieg, Spar­ta­kus­auf­stand, Infla­ti­ons­zeit, Wie­ner Psy­cho­ana­ly­se und ita­lie­ni­schem Faschis­mus.

Chris­ti­an Bom­ma­ri­us: »1949: Das lan­ge deut­sche Jahr. Eine leben­di­ge Geschich­te der Nach­kriegs­zeit«

Plus­punkt Im Neu­en­hei­mer Feld 130.2, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

1949 ist das Jahr der dop­pel­ten Staats­grün­dung und des Beginns der zwei­ten Demo­kra­tie auf deut­schem Boden. Chris­ti­an Bom­ma­ri­us erzählt die Geschich­te des lan­gen Jah­res 1949, das bereits 1948 ein­setzt, als mit Wäh­rungs­re­form und Auf­trag zur Ver­fas­sungs­bil­dung die Wei­chen in Rich­tung Bun­des­re­pu­blik gestellt wur­den. Bom­ma­ri­us schil­dert zen­tra­le und mar­gi­na­le Epi­so­den aus Poli­tik, Wirt­schaft, Kul­tur und All­tags­le­ben.

Trio lite­ra­le. Drei Lese­rin­nen und ihre Lebens­bücher

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Als Trio lite­ra­le stel­len drei Hei­del­ber­ger Per­sön­lich­kei­ten ihre Lebens­bücher vor, Bücher, die ihnen über Jah­re hin­weg Beglei­ter waren und beson­ders ans Herz gewach­sen sind. Sie fin­den sich erwar­tungs­ge­mäß auf kei­nen Best­sel­ler­lis­ten. Ihr Wert liegt viel­mehr in der Bedeu­tung, die sich im inti­men Umgang mit ihnen über Jah­re hin­weg immer wie­der und immer neu erwie­sen hat. – Anre­gun­gen für Weih­nachts­ge­schen­ke und die kom­men­den Fei­er­ta­ge sind garan­tiert.

Ent­de­ckun­gen bei ganz beson­de­ren Büchern. Chris­ti­an Ewald stellt sei­ne »Kat­­zen­­gra­­ben-Pres­­se« vor

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

In sei­nem 1990 gegrün­de­ten Ver­lag »Kat­zen­gra­ben-Pres­se« ver­öf­fent­licht Chris­ti­an Ewald, gelern­ter Gra­fi­ker aus Wei­mar, zwei Titel im Jahr. Für sein ers­tes Buch, das letz­te der DDR, erhielt er prompt den »Preis der Stif­tung Buch­kunst«. Wei­te­re Aus­zeich­nun­gen folg­ten, u.a. so renom­mier­te wie der »Pre­mio Feli­ce Feli­cia­no di Vero­na« und der »V. O. Stomps-Preis 2013« mit einer Son­der­aus­stel­lung im Guten­berg-Muse­um Mainz.

Salim Ala­fe­nisch im Gespräch mit Hans-Mar­­tin Mumm

Bücher­gil­de Klein­schmidt­stra­ße 2, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Die West­stadt ist ein Welt­dorf. Hier woh­nen her­aus­ra­gen­de Künst­le­rin­nen, Musi­ker und Lite­ra­ten. Der Schrift­stel­ler und Erzäh­ler Salim Ala­fe­nisch stammt aus dem Negev. Mit sei­nen Büchern hat er eine gro­ße Lese­ge­mein­de gefun­den: »Der Weih­rauch­händ­ler«, »Die acht Frau­en des Groß­va­ters« oder »Die Nacht der Wün­sche«, um nur weni­ge zu nen­nen.

Inge­borg Gleich­auf: »Sein wie kei­ne ande­re«. Simo­ne de Beau­voir – Schrift­stel­le­rin und Phi­lo­so­phin

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Inge­borg Gleich­auf ent­deckt Simo­ne de Beau­voir neu. Eine fas­zi­nie­ren­de und streit­ba­re Per­sön­lich­keit wird sicht­bar, die als rebel­li­sche »Toch­ter aus gutem Hau­se« und enga­gier­te Huma­nis­tin auch jen­seits von Femi­nis­mus und Exis­ten­tia­lis­mus ihre Spu­ren in der Phi­lo­so­phie- und Lite­ra­tur­ge­schich­te hin­ter­las­sen hat. Ein­drucks­voll ver­ge­gen­wär­tigt wer­den Leben und Werk die­ser bedeu­ten­den Den­ke­rin von ihrer Kind­heit und Jugend über ihre Stu­di­en­jah­re, ihre Arbeit als Phi­lo­so­phie­leh­re­rin und der Beginn ihrer lebens­lan­gen Bezie­hung zu Jean-Paul Sart­re, die Zeit des Zwei­ten Welt­kriegs bis zum Höhe­punkt ihrer Kar­rie­re als Phi­lo­so­phin und Schrift­stel­le­rin, schließ­lich zum Ver­lust Sar­tres und Beau­voirs eige­nem Tod.

Andre­as F. Kell­etat: »Der Held von Ret­hym­non. Aus den Papie­ren des Fall­schirm­jä­gers Kuno Sott­kow­ski«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Im Dezem­ber 1939 beginnt für den kaum 20-jäh­ri­gen Kuno Sott­kow­ski die Mili­tär­zeit in einer Kaser­ne am Fri­schen Haff in Ost­preu­ßen. Der streng bap­tis­tisch erzo­ge­ne jun­ge Mann kann es kaum erwar­ten, end­lich an die Front zu kom­men, end­lich ein rich­ti­ger deut­scher Held zu wer­den. Was Kuno Sott­kow­ski auf der Suche nach sei­nem Hel­den­tum wider­fährt und wie ande­re ihn in den Kriegs­jah­ren erle­ben – davon erzählt sein Sohn in die­sem doku­men­ta­ri­schen Roman. Der 20. Mai 1941, der Beginn der Erobe­rung der Insel Kre­ta durch deut­sche Fall­schirm­jä­ger, spielt dabei eine beson­de­re Rol­le.

Hans-Joa­­chim Gel­berg und Jut­ta Güh­ler: »Mein ist die Zeit«. Lyrik und Musik im Dia­log

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Zeit ist Lebens­zeit und hat vie­le Gesich­ter. Mal haben wir sie, mal fehlt sie uns, die Zeit. Und lei­der ver­dop­pelt sie sich nicht – sie ist nur ein­mal da. »Die Idee ›Zeit ist Geld‹ ist der Gip­fel der Gemein­heit«, erklärt Paul Valé­ry. Und Andre­as Gry­phi­us dich­tet, schon vor über 300 Jah­ren: »Mein sind die Jah­re nicht, die mir die Zeit genom­men. Der Augen­blick ist mein…«. Dar­um geht es in den hei­te­ren und erns­ten Gedich­ten, die Hans-Joa­chim Gel­berg aus sei­nen Antho­lo­gien aus­ge­wählt hat. Jut­ta Güh­ler hat Musik­stü­cke für Quer­flö­te aus­ge­wählt. So ent­steht ein span­nungs­rei­cher Dia­log zwi­schen Lyrik und Musik.

Karin Krie­ger liest aus ihrer Über­set­zung von Ele­na Ferran­tes Roman »Die Geschich­te des ver­lo­re­nen Kin­des«

Stadt­bü­che­rei Hei­del­berg Post­stra­ße 15, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Ele­na Ferran­te hat sich seit dem Erschei­nen ihres Debüt­ro­mans im Jahr 1992 für die Anony­mi­tät ent­schie­den. Ihre vier­bän­di­ge Nea­po­li­ta­ni­sche Saga – »Mei­ne genia­le Freun­din«, »Die Geschich­te eines neu­en Namens«, »Die Geschich­te der getrenn­ten Wege« und »Die Geschich­te des ver­lo­re­nen Kin­des« – ist ein welt­wei­ter Best­sel­ler, den die preis­ge­krön­te Über­set­ze­rin Karin Krie­ger ins Deut­sche über­tra­gen hat.

Dirk Sang­meis­ter: Johann Gott­fried Seu­mes Auto­bio­gra­phie »Mein Leben«

Haus Cajeth Has­pel­gas­se 12, Hei­del­berg, Ger­ma­ny

Der Schrift­stel­ler Johann Gott­fried Seu­me (1763–1810) ist durch sei­nen Spa­zier­gang nach Syra­kus in die deut­sche Lite­ra­tur­ge­schich­te ein­ge­gan­gen, war aber schon zu Leb­zei­ten berühmt wegen sei­ner aben­teu­er­li­chen Schick­sa­le, die ihn bereits in jun­gen Jah­ren unfrei­wil­lig nach Ame­ri­ka ver­schla­gen hat­ten. Seu­mes Auto­bio­gra­phie Mein Leben war nie voll­stän­dig und im ori­gi­na­len Wort­laut ver­öf­fent­licht wor­den. Der Leip­zi­ger Ver­le­ger Göschen hat­te das hin­ter­las­se­ne Manu­skript sei­nes früh ver­stor­be­nen Freun­des aus Furcht vor der Zen­sur gekürzt und geän­dert, ehe er es 1813 publi­zier­te.